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Filme

„Bleiben Sie bitte am Staatsapparat! Queerfeministische und postkoloniale Disidentifikationen rund um Autonomie und Arbeit“

Gefiltert durch die Linse queerfeministischer, postkolonialer und antirassistischer Praktiken und Potentiale, reflektieren die zehn Videos und Filme der Programmreihe vitale Askpekte von Selbstorganisation und Unsicherheit – wie auch meine persönlichen Interessen. Das Programm dreht sich auch um meine Bedenken und Fragen hinsichtlich Selbstorganisation als Gegenkultur und –identifikation: Was geschieht, wenn Menschen außerhalb des Mainstream nicht den Staat bemühen und ihn verantwortlich machen? Ich wollte Frauen zeigen, von denen die meisten sexuellen oder Rassenminderheiten angehören, die sich in der dominanten Kultur und Ideologie auf unkonventionelle und unbequeme Weise bewegen und mit ihr auseinandersetzen. Und ich wollte Frauen zeigen, die Kunst machen und organisieren, um nach ihren eigenen Vorstellungen Räume für die verschiedenen Leben und alternativen Visionen von Frauen zu schaffen, ohne den Staat und seinen Apparat zu verlassen (Apparat umfasst hier Phänomene wie Björk und Ronald MacDonald). Im Gegenteil werden dominante Tropen in Frage gestellt, manipuliert und ihrer Identität beraubt.

Eine Filmauswahl von Frederikke Hansen:
Judith F. Baca mit The Social and Public Art Resource Center (SPARC), Lizzie Borden, Nao Bustamante (mit Miguel Calderon), Nicoline van Harskamp, Paola Melchiori, Karin Michalski & Sabina Baumann, Alanis Obomsawin, Jennifer Parker & Tina Takemoto, Dolly Parton, Eman Abu Rajab (mit Balata Film Collective)


Is the Crown at war with us?
Alanis Obomsawin, CA 2002, 96 min., English

In diesem leidenschaftlichen Dokumentarfilm erklärt die indigene Filmemacherin Obomsawin die komplexen historischen Wurzeln eines Konflikts über Fischereirechte zwischen der Mi’gmaq-Gemeinschaft von Esgenoopititj (oder auch Burnt Church) und den kanadischen Landesbehörden. Wie kam es zum körperlichen Angriff nicht-eingeborener Kanadier und der Landesbehörden gegen eingeborene Fischer, die nur für den Lebenserhalt ihrer Gemeinschaft fischen?


9 to 5
Dolly Parton, USA 1986, 4 min., English

(von/from youtube.com)

Ein Bonus: Parton trägt ihr preisgekröntes Titellied aus dem Film „Nine to Five“ vor – begleitet von Minnie Mouse, Daisy Duck und allen Arbeiterinnen auf der Party zum 15. Geburtstag von Disney World. Mit Jane Fonda, Lily Tomlin und Dolly Parton in Rollen als Büroangestellte ist die Komödie von 1980 eine witzige und befreiende Geschichte über den Zusammenhalt von Arbeiterinnen und den Kampf gegen ein patriarchalisches und sinnloses System.


The Palestinian Tradition of Embroidery under the Zionist Occupation
Eman Abu Rajab (mit dem/with Balata Film Collective), PS 2005, 9:25 min., Arabisch mit englischen Untertiteln/Arabic with English subtitles,

von/from indymedia.org

Video-Aktivismus aus dem Flüchtlingslager Balata: Palästinensische Stickerei ist eine heimliche Form des Widerstands gegenüber israelischen Versuchen der ökonomischen, sozialen und politischen Unterdrückung. Die Stickerei von Frauen ist eine der wenigen Möglichkeiten wirtschaftlicher Unabhängigkeit, da sie weder von israelischen Vertragspartnern noch vom israelischen Markt abhängt. Stickereien sind auch ein wirksames Mittel zum Ausdruck von Identität und ermöglichen es, eine Verbindung zur palästinensischen Vergangenheit vor der Vertreibung zu schaffen.


Drawing Complaint: Memoirs of Bjork-Geisha
Jennifer Parker und/and Tina Takemoto, USA 2006, 6:43 min, English

Guerilla Performance: Während der Eröffnung von Matthew Barneys „Drawing Restraint“ Ausstellung im Museum of Modern Art in San Francisco präsentierten Tina Takemoto (alias Bjork-Geisha) und Jennifer Parker (alias Matthew-Whaler) unaufgefordert Performances wie Fantanz, Lippensynchronisation, Samurai-Walfang und Stäbchen-Hara-Kiri als Reaktion auf „Drawing Restraint 9”, einem aktuellen Film, der Barney und Björk als „westliche BesucherIn” Japans zeigt, die auf einem Walfangschiff eine furchtbare Verwandlung durchmachen.


The Great Wall of Los Angeles
Judith F. Baca (mit/with The Social and Public Art Resource Center (SPARC)), USA, Auswahl von 8 Filmen mit unterschiedlichen Längen/ compilation of 8 films with different lengths, Englisch

Über die letzten dreissig Jahre bestand das SPARC Projekt darin, monumentale öffentliche Kunstwerke zu schaffen, die die Stadtlandschaft von Los Angeles verwandelt haben. Die Wandgemälde zeigen die Geschichten der entrechteten und gekränkten Gemeinschaften in der Region Los Angeles und andernorts. Ihr Hauptziel ist es, zu untersuchen, was wir durch öffentliche Kunst erinnern, und neue Wege zu finden, die nicht nur exzellente Kunst entstehen lassen, sondern auch ein Mittel zur Verbesserung des gemeinschaftlichen Lebens durch einen Prozess der BürgerInnenbeteiligung bereitstellen. Baca erklärt: „Die Absichten von Gang-Mitgliedern durch meine eigene künstlerische Ausbildung als Malerin hin zu öffentlichem Ausdruck umzulenken als Weg, konstruktive kulturelle Wegweiser zu schaffen.“


queering work (bis/till 5. Mai/May)
Karin Michalski und/and Sabina Baumann, D/CH 2007, 13 min, Deutsch/German

Das Video „queering work” ist Teil des größeren Filmprojekts „Working on It”. Fünfzehn verschiedene Gesprächspartner_innen unterhalten sich über sexuelle und geschlechtsspezifische Praktiken im Bereich Arbeit. Das Video legt offen, dass viele eine Menge Extraarbeit leisten müssen, um den vielfältig verflochtenen Ansprüchen und Attributen, die mit Geschlecht, Sexualität und „Weißsein“ einhergehen, zu entsprechen – und/oder, dass sie sie reformieren, ablehnen oder neu verhandeln müssen. Indem das Projekt eine vielschichtige und multiperspektivische Geschichte erzählt, diskutiert es, inwiefern Arbeitskompetenzen direkt mit der erfolgreichen Verkörperung von Männlichkeit/Weiblichkeit und Heterosexualität zusammenhängen.


Working on it (ab/from 6. Mai/May)
Karin Michalski und/and Sabina Baumann, D/CH 2008, 50 min., Deutsch mit englischen Untertiteln/German with English subtitles

Auf der Grundlage von Interviews mit 15 Teilnehmer_innen zu deren Beobachtungen im Alltag und ihren oft mühseligen Bearbeitungen: Was bedeutet es, sich mit den öffentlichen Bildern von Sexualität und Weißsein auseinanderzu-setzen, eine neue Sprache für mehr als zwei Geschlechter zu finden und Abwertungen sexueller Identität am Arbeitsplatz umzukehren? Ein Jahr später treffen sich alle in einem ehemaligen Berliner Supermarkt wieder, wo sie thematische Settings herstellen und einen Treffpunkt schaffen. Die Interviews werden in diesem Setting gezeigt und provozieren neue Diskussionen und Performances.


The Chain South
Nao Bustamante (mit/with Miguel Calderon), USA 1997, 10 Min., English

Bustamante ist Ronaldo McDonaldo. Miguel und Ronaldo reisen von San Francisco nach Mexico City und halten unterwegs bei McDonald's. Dort zeigen sie einen Gutschein, der ihnen das kostenlose „Ronaldo Free Big Mac Meal“ garantiert. Wie können die ahnungslosen Angestellten Ronaldo abweisen oder ihn gar auf seinem eigenen Terrain verhaften lassen?


To Live Outside the Law You Must be Honest
Nicoline van Harskamp, NL 2005/06, 24 Min., English

Gedreht wurde dieses Video in Christiania, einer Freistadt im Zentrum Kopenhagens, die in den frühen 70er Jahren entstanden war und nach wie vor das Eigentum von Immobilien und Infrastruktur ablehnt und Abstimmungsdemokratie praktiziert. Auf der Basis von Interviews mit den BewohnerInnen, aber geschrieben für einen einzelnen „universellen“ Erzähler – einen weißen, heterosexuellen Mann mittleren Alters – adressiert das Video die Themen Autonomie und autonome Politik, indem es die Ungereimtheiten und Widersprüche des alternativen Systems aufdeckt.


Kárahnjúkar: Paradigms of Development
Paola Melchiori (mit/with WWIFUN: Wise Women International Feminist University Network), IT 2006, 52 Min., English

Dieser Film dokumentiert die Gründe und Schwierigkeiten des Kampfes der isländischen Bevölkerung – vor allem vieler Frauen – gegen das Karanjukar Projekt, eines 690 MWatt Kraftwerks für ein Aluminium-Hüttenwerk des US-multinationalen Alcoa-Konzerns. Das Projekt ist Teil einer Entwicklungspolitik, im Zuge derer Island zu einer Reserve billiger Wasserenergie für fremde Firmen transformiert wird. Im Namen eines Entwicklungsparadigmas, das Island in die globale Wirtschaft einbezieht, wird eine einzigartige Landschaft zerstört. Aber zu welchem Preis?