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KONZEPT

Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen
3. Thematische Projektreihe, Shedhalle, Zürich
Konzept und Text: Sønke Gau und Katharina Schlieben
Kuratorische Assistenz: Iris Ströbel

[Teil 1] [Teil 2] [Teil 3] [publikation] [künstlerInnen] [treffen]


Teil 1: 2. März – 22. April 2007



Die 3. Thematische Projektreihe „Work to do!“ setzt sich mit den Dynamiken, emanzipatorischen Momenten und Selbstermächtigungspotentialen sowie den Paradoxien und Problemen von Selbstorganisationskonzepten auseinander. Ausgangspunkt der Recherchen und Projekte sind einerseits die Beschäftigung mit dem Wandel der Arbeitsverhältnisse und ihren Organisationstrukturen sowie der Kontext Zürich selbst.

Die Debatten um gesellschaftliche Prozesse, die zur Zeit mit Schlagwörtern wie «Unterschicht», «Prekariat» und «Generation Praktium» verbunden sind, basieren auf einem rasanten Wandel von Arbeitsverhältnissen, der als Diskurs erst von einer breiteren Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wurde, als schlechte, bzw. sich verschlechterten Arbeitsbedingungen zunehmend auch die privilegierten, urbanen Mittelschichten betrafen. „Working poor“ finden sich nicht mehr ausschließlich an den «Rändern» der europäischen Gesellschaften und in Staaten des «globalen Südens», sondern durch Globalisierungsprozesse, veränderte Unternehmensstrategien und die Erosion des europäischen Modells des Sozialstaates auch verstärkt in Bereichen der post-fordistischen Wissens-, Dienstleistungs- und Kreativindustrien.

Während in diesen Bereichen in Abgrenzung zu fordistischen Arbeitsregimen Modelle von Flexibilität, Mobilität, Selbstständigkeit und der daraus häufig resultierenden Entgrenzung von Arbeit und Freizeit durchaus auch als Chance zur Selbstermächtigung begriffen wurden, verdeckt diese Sichtweise einerseits, dass die «neue Selbstständigkeit» in vielen Fällen nicht freiwillig gewählt ist, sondern versucht wird gesellschaftliche Risiken und die Verantwortung für deren Abfederung auf Einzelpersonen abzuwälzen und andererseits dass diese Wertung vom Standpunkt eines nach wie vor privilegierten Status aus erfolgt. Von prekären Lebensbedingungen sind in den «westlichen» Gesellschaften neben Menschen mit schlechter (Aus-)Bildung in besonderen Maße Frauen, Jugendliche und ältere Generationen, Migrantinnen und Sozialschwächere betroffen, da Lohnhöhe und Arbeitsbedingungen an geschlechtliche und ethnische Rollenzuweisungen, bzw. Einschluss- und Ausschlussmechanismen gekoppelt sind, die teilweise massive Benachteiligungen nach sich ziehen.

Die Diskussionen um neue Arbeitsformen und soziale Absicherung stehen in einer engen Wechselbeziehung zu Konzepten der Selbstorganisation: Einerseits im Zusammenhang mit der von staatlicher Seite angestrebten Entlastung der sozialen Systeme, die durch «Fördern und Fordern» Anreize zur einer stärkeren Eigenverantwortung setzen möchten sowie als marktwirtschaftliches Prinzip der Gewinnmaximierung durch Einbindung der KonsumentInnen und andererseits als ein Mittel zum selbst bestimmten und teilweise auch «widerständigem» Handeln. Die Krux der Dynamik der „Selbstorganisation“ ist komplex, was von unternehmerischer Seite verfolgt wird, beansprucht der Staat auch für sich. Tendenziell wird die Verantwortung für Sozialleistungen an die BürgerInnen in diesem Prozess mehr übergeben. Die Zivilgesellschaft muss und musste immer wieder auf die „Outsourcingtendenzen“ von Sozialleistungen reagieren. Eine Möglichkeit ist es, als Antwort auf den verstärkten Druck mit selbstorganisierten Formen und Initiativen zu reagieren, die Demokratisierungsprozesse mitdenken und gestalten.

Verschiedene systemische Kontexte bringen unterschiedliche selbst organisierte und kollektive Arbeitsmotivationen hervor oder fordern diese ein. So ist der «kollektive Prozess» zum Beispiel ein Schlüsselwort für aktivistische politische Aktionen genauso wie für neoliberale Arbeitssituationen – zwei völlig unterschiedliche Kontexte, die aber gerade die Diskussion um die Arbeitsbedingungen und die Motivationen von Ansätzen zum Beispiel auch in der Kulturproduktion stark beeinflussen und geprägt haben. Der Argumentation politischer AktivistInnen folgend (z.B. in Tradition des gewerkschaftlichen ArbeiterInnenprotests), wird durchaus eine quantitative «Kollektivität» als «Tool» benötigt, um politischen Protest zu artikulieren und eine gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu generieren. In neoliberalen Arbeitsverhältnissen wird der Begriff des «kollektiven Prozesses» häufig mit dem des Networkings oder des effizienten Arbeitens verstanden. Identitäten im Kultursystem reagieren auf beide Kontexte: Einerseits als Wunsch, sowie auch als Notwendigkeit auf Grund von prekären Arbeitsbedingungen, in flexiblen nomadischen Strukturen zu operieren, welche polyphone Aktivitäten und Sprachen erlauben, und andererseits die Dringlichkeit und das Bedürfnis einer öffentlicheren Sichtbarkeit, um kulturell und politisch Alternativen zum neoliberalen Arbeitsmarkt zu formulieren.

Die nicht starren Elemente eines selbst organisierten Handelns implizieren dabei, wie Chantal Mouffe in «On the Political» (2005) beschreibt, eine Dynamik demokratischer und kommunikativer Prozesse, die vielstimmige eigenverantwortliche Identitäten einfordern und somit eine Differenz (im Sinne Derridas) – im Gegensatz zum Kompromiss oder Konsens – favorisieren. Eine Gesellschaft benötigt, dieser Argumentation folgend, heterogene kollektive Identitäten, da plurale Identitäten eine Basis für antagonistische Entscheidungsprozesse garantieren und ein wesentliches Element politischer Konfrontationen und Entwicklungen darstellen und zivile Demokratisierungsprozesse motivieren. Das nicht zu übersehene Anliegen und eine Vielzahl von Identitätskonstruktionen, differenten selbst organisierten Kollektiven und kollaborativer Strukturen sprechen für ein Bedürfnis nach einer selbst organisierten inhaltlichen und perfomativen politischen Vielstimmigkeit und spiegeln die Bedingungen einer demokratischen Meinungsfindung und Politik wieder. Unabhängige, selbst organisierte Organisationsformen wie Initiativen, Vereine, Gewerkschaften, Verbände, NGOs, etc., die im Bereich der gesellschaftrelevanten Kulturproduktion häufig als «Netzwerk», «Kollektiv», «Kollaboration» bezeichnet werden, sind somit Grundvoraussetzung für partizipatorische Demokratisierungsprozesse.

Gerade im Bereich der kulturellen Arbeit finden sich viele Formen der Selbstorganisation. Jede/r freischaffende Künstler/in muss seine/ihre Arbeit selbst organisieren. In den Traditionen der Punkbewegung und Subkultur wurden Positionierungen formuliert, die sich als Gegenkultur von den kommerziellen Professionalisierungsstrategien und Verwertungsprozessen der «Kulturindustrie» absetzen möchten. So ermöglicht die «do-it yourself» Bewegung (DIY), eine Selbstermächtigung der/des «Amateurs/In» im Gegensatz zum professionellen Spezialistentum, eine Strategie der Performanz, die eigenen Produktionsbedingungen und Ausschlussmechansimen mit zu reflektieren und vorzuführen. Aber auch andere Beispiele wie Kooperativen, Vereine und autonome Zentren sowie mediale Formate von Freie Kanälen, Piratensendern, Fanzines über Open Source Projekte wie Linux oder Wipikedia bis hin zum «Heimwerkertum» lassen sich unter dem Fokus der Selbstorganisation auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin befragen. Die weit gefächerten Formen der Selbstorganisation bleiben oft ambivalent und verorten sich zwischen den Extremen «(Selbst-)Ausbeutung» und «selbst bestimmtes Handeln».

Die Idee der Selbstorganisation, basiert auf dem systemtheoretischen Gedanken. Es erfolgt keine Trennung und Hierarchie zwischen organisierenden und gestaltenden oder lenkenden Teilen. Sämtliche Teile sind durch sich permanente ändernde Beziehungen miteinander vernetzt und eine Vorhersehbarkeit des Verhaltens wird erschwert. Selbstorganisation erfordern Handlungsspielräume der Beteiligten und werden gegen bestehende Formen der Fremdbestimmung erkämpft.

Die Thematische Projektreihe möchte den Modus der Selbstorganisation befragen inwiefern dieser in verschiedenen Kontexten und in einzelnen Fällen Modelle und reale Demokratisierungsprozesse mit beeinflusst und vorschlägt. Die Projekte werden sich also einerseits mit dem Wandel der Arbeitsverhältnisse beschäftigen und andererseits Möglichkeiten untersuchen, auf diesen Wandel durch Selbstorganisation zu antworten. Einbezogen werden sowohl kollektive Organisationsformen, die neben den «klassischen» Gewerkschaftsbewegungen eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, wie auch individuelle Strategien. Da von prekären Arbeitsverhältnissen in besonderem Maß MigrantInnen und Frauen, Ältere und Sozialschwächere betroffen sind, ergibt sich sowohl die Möglichkeit, diese Thematische Reihe mit der vorangegangenen («Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration») zu verknüpfen als auch die Notwendigkeit wieder verstärkt «feministische» Positionen einzubinden. Die Analyse als auch die Handlungsinitiativen soll verstärkt von den sozialen «Rändern» der Gesellschaft ausgehen.

Kuratorisch möchten wir – wie im letzten Jahr begonnen – weiterhin mit KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen über den Zeitraum der gesamten thematischen Reihe dialogisch Arbeiten entwickeln und produzieren, die dann in verschiedenen Stationen zur Diskussion gestellt und gezeigt werden. Einerseits verfolgen wir damit weiterhin das Prinzip einer produktiven Langsamkeit («the mental komma instead of the full stop») andererseits ermöglicht es dieses Vorgehen den Entstehungsprozess von der Recherche bis zur Produktion auch den BesucherInnen gegenüber transparent zu machen. Dieses Prinzip von «Practice as Research» wenden wir dabei auch auf unsere eigene Praxis an. Anstelle der gewohnten wöchentlichen Führungen durch die Ausstellung organisieren wir öffentliche Besuche (Termine sowie Kurzbeschreibungen der Initiativen finden Sie im Anschluss an diesen Text sowie auf der Website) bei Gruppierungen, die sich Formen der Selbstorganisation bedienen, um sich in gesellschaftliche Felder einzuschreiben, Sichtbarkeiten herzustellen und im Sinne einer Selbstermächtigung Alternativen zu bestehenden Formationen aufzuzeigen.

Ein weiteres Anliegen, dass sich sowohl im kuratorischen Konzept als auch in den künstlerischen Arbeiten widerspiegelt, ist der Versuch einer verstärkten Verknüpfung von Ausstellung- und/oder Diskursorten mit anderen Initiativen und Gruppierungen sowie vor allen Dingen Öffentlichkeiten. Ausgehend von einem Verständnis öffentlicher Räume als per se von Interessen durchdrungene, die immer schon Ausschlussmechanismen generiert haben, stellt die Thematische Projektreihe auch Fragen nach Möglichkeiten der Aneignung von öffentlichen Räumen unter Bezugnahme auf Formen der Selbstorganisation. In diesen Zusammenhang lässt sich auch die Arbeit von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser einordnen, welche die «Stadt als Ressource» nutzen, um aus gefundenen Materialien unter Bezugnahme auf Strategien des informellen, selbst ermächtigten Bauens neue Gebäude zu errichten und diese Nutzungszusammenhängen zu öffnen. Der Zwischenstand des Projektes ist in Form eines «Baustoffzentrums» in der Shedhalle zu sehen und bietet gleichzeitig ein raumgreifendes Display für eine Auswahl von Film- und Videoarbeiten, die sich ebenfalls auf das Thema der Selbstorganisation beziehen. Madeleine Bernstorff, welche das Programm zusammengestellt hat, wird in einem zweiten Schritt Personen aus selbst organisierten Zusammenhängen nach Filmen anfragen, die ihnen aus der Perspektive ihres jeweiligen Betätigungsfeldes relevant erscheinen, und diese im Rahmen des nächsten Projektabschnittes einbringen. Im Vorfeld eines Workshops werden die anderen an der Thematischen Projektreihe teilnehmenden KünstlerInnen (Kurzinformationen finden sich ebenfalls im Anschluss an diesen Text) ihre Arbeitspraxis vorstellen und mit der Recherche, bzw. Umsetzung ihre jeweiligen Projekte beginnen, die dann im Herbst diesen Jahres realisiert werden.


TREFFEN MIT INITIATIVEN
Eine Reihe von Treffen mit selbstorganisierten Initiativen ist ein weiterer Bestandteil des 1. Projektabschnittes.
Konzept und Text: Sønke Gau und Katharina Schlieben

Uns erscheint das „Hinausgehen“ aus der Institution wichtig, um die Orte und Menschen, die hinter diesen Initiativen stehen, kennen zu lernen und über ihre Motivationen, Aktivitäten und Arbeitsbedingungen von ihnen zu erfahren. Wir verstehen die Besuche als eine öffentliche Recherche, welche die üblichen Führungen Donnerstag abends für einen kurzen Zeitraum ersetzen. Die Gespräche mit den Initiativen werden dokumentiert und ebenfalls in die Ausstellung integriert.

[Frauenzentrum] [antidot] [Mozaik und Nosotras] [KraftWerk1]


KÜNSTLERINNEN
Im Rahmen der Projektreihe möchten wir mit KünstlerInnen langfristige und nachhaltige Projekte entwickeln, die spezifisch den Kontext Zürich mit einbeziehen und in ihrer Projektperformanz sowohl in der Shedhalle als auch in der Stadt sichtbar sein werden.

[bankleer] [Saskia Holmkvist] [Andrea Knobloch] [Folke Köbberling / Martin Kaltwasser]
[Andreja Kuluncic] [RELAX] [Mirjam Wirz]

FILMPROGRAMM



Teil 2: 20. Oktober – 24. Februar 2008
„Work to do!“
oder eine Herausforderung zu more work to do
Konzept und Text: Sønke Gau und Katharina Schlieben

Die Projektreihe, die über ein Jahr angelegt ist, möchte sich nach den Dynamiken und Performanzen der Projekte selbst richten und sie nicht in ein gewöhnliches institutionelles Raster zwingen. Die nun eröffnete Ausstellung bildet somit eher einen Knotenpunkt, welcher Visualisierung, Zwischenbericht und Vermittlung in einem sein möchte. Die künstlerischen Produktionen sind als Langzeitprozesse, die nachhaltige Ansätze favorisieren, zu verstehen und wollen in öffentlichen Sphären auf unterschiedliche Weise zirkulieren. Viele der Projekte finden in dieser Ausstellung einen öffentlichen Startpunkt. Über die weiteren Zwischenschritte und Ereignisse werden wir Sie auf dem Laufenden halten. Diese Form der Produktion verlangt von Seiten der künstlerischen und kuratorischen Praxis kommunikative Strategien der Verhandlung, des Wissensaustauschs und eine notwendige Offenheit von Kunst als auch Nicht-Kunstkontexten gegenüber selbstorganisierten und partizipativen Dynamiken. Die Projekte erfordern eine Erweiterung eingeübter Rezeptionsmuster, besondere Formen der Vermittlung/Distribution und ein anderes Finanzierungsverständnis als die der gängigen Kulturförderungen. Dies zu vermitteln und zu verdeutlichen ist ebenfalls ein Ansatz von work to do! und auch als Aufforderung an die Beteiligten und Rezipierenden zu verstehen. Wir möchten die Gäste in diesem Sinne einladen, an den verschiedenen Prozessen teilzunehmen und die Bedingungen zeitgenössischer künstlerischer Produktion nachzuvollziehen.

KÜNSTLERINNEN

[bankleer] [Saskia Holmkvist] [Andrea Knobloch] [Folke Köbberling / Martin Kaltwasser]
[Andreja Kuluncic] [RELAX] [Mirjam Wirz]

Eine Auswahl von Dokumentationen und Videoarbeiten aus und über selbstorganisierte(n) Arbeitszusammenhänge(n) moderiert von Madeleine Bernstorff
Vorgeschlagen von Alex Gerbaulet, Lydia Hamann/Benjamin Cölle/Brighid Mulley, Emma Hedditch, Israeli Center for Digital Art, Johannes Raether/Robert Burghardt, Bärbel Schönafinger/Tobias Hering, Basak Senova, Ian White, The Copenhagen Free University, Christine Woditschka/Sylvia Schedelbauer

DIALOGISCHE GESPRÄCHSREIHE



Teil 3: 29. März - 8. Juni
SKYPE MEETINGS – Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen
3. Thematische Projektreihe - Teil 3, Shedhalle, Zürich
Konzept und Text: Sønke Gau und Katharina Schlieben

Wir laden Sie herzlich zur Eröffnung ein!

Freitag, 28. März
19h: Projektvorstellungen
22h: Ping Pong Music: DJ Lady Bruce and Swan, plus more

Ausstellungsdaten: 29. März - 8. Juni
Symposium: 7. Juni
Shedhalle Zeitung erscheint zum Symposium

Der dritte Teil der Reihe Work to do! rückt die Kommunikation ins Zentrum. Um einen direkten und gleichzeitig transnationalen Erfahrungsaustausch über selbstorganisiertes Arbeiten in prekären Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, möchten wir das Gesprächsformat skypen ausprobieren. Ausgangslage für das Projekt Skype Meetings waren Treffen mit selbstorganisierten Initiativen aus Zürich (1. Teil work to do!) und die Dialogische Gesprächsreihe mit Protagonistinnen aus feministischer Theorie und Praxis über Arbeitsbedingungen (2. Teil work to do!). Diese Gesprächsformate, die an verschiedenen Orten in Zürich stattfanden, waren Teil einer „öffentlichen Recherche“. Aus diesen Treffen und erweiterten Recherchezusammenhängen wurden AkteurInnen eingeladen ihrerseits DialogpartnerInnen vorzuschlagen. Für diese Gespräche wurde das kostenlos erhältliche Programm „Skype“ genutzt. Durch die Übertragung von Telefonaten und Videokonferenzen via Internet ermöglicht „Skype“ einen Erfahrungsaustausch zwischen Menschen, die sich sonst nicht unmittelbar treffen könnten. Die Gespräche wurden aufgezeichnet und werden in der Ausstellung zu hören und zu sehen sein.

Vor dem Hintergrund der Beschäftigung mit Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen stellen die Beteiligten die Frage, welche Arbeitsformen es sind, die Modelle emanzipativer Arbeits- und Lebensbedingungen schaffen. An welchen Schnittstellen intervenieren sie? Wie werden sie wahrgenommen? Wie können selbstorganisierte Netzwerke mit jeweils spezifischen Anliegen Öffentlichkeiten herstellen? Es scheint, als ob die Frage nach öffentlicher Wahrnehmung einher geht mit der Frage nach den Möglichkeiten nachhaltige Strukturen zu schaffen, die Arbeitsbedingungen mit emanzipativen Intentionen realisierbar und praktizierbar machen. Die Frage nach der wirksamen Wahrnehmung selbstorganisierter Netzwerke kann aus diesem Grund nicht getrennt werden von gängigen Ökonomien medialer Zirkulation.

Das Projekt Skype Meetings möchte daher Kommunikations- und Distributionsmedien, die von selbstorganisierten Netzwerken generiert und genutzt werden, genauer betrachten: Wie wird kommuniziert? Wie werden Fragen und Anliegen – insbesondere auch feministische – von Netzwerken, Initiativen und Gruppierungen in Bezug auf egalitäre und kollektive Arbeitsbedingungen diskutiert und distribuiert. Selbstorganisierte mediale Kanäle, unter anderem Gemeinschaftsradios, freie Sendeformate im Fernsehen und Internet, Zeitschriften/online Magazine, Internetportale sowie Blogs spielen hierbei eine wichtige Rolle. Das direkte Gespräch, informelle Netze und persönlicher Austausch sind in diesem Zusammenhang von wesentlicher Bedeutung. Skype Meetings möchte eine Art Knotenpunkt sein – für die BesucherInnen ein Ort der Recherche und des Austauschs. Die Ausstellung versteht sich als „Portal“, zu welchem die Gäste als „user“ eingeladen sind, die Skype Meetings zu verfolgen. Neben den Skype Meetings diskutieren verschiedene Kulturschaffende in weiteren Medien und Formaten ihre Fragen und Ansätze:

Skype Meetings von und mit
bankleer → Sophie Hope, Dimitry Vilensky; Hynek Bures → PRAXIS. Institute for Participatory Practices; Saskia Holmkvist → Anya Kamenetz, Bettina König; Andrea Knobloch → Medea Hoch; Folke Köbberling, Martin Kaltwasser → Jakub Szreder; Andreja Kulunčić → Marianna Garin; Kunsthaus Aussersihl → KünstlerWerkstatt L6 und PiST, Interdisciplinary Project Space Pangalti; Aurélie de Lalande → Gargi Sen; Bianca Miglioretto → Kaushalya Perera, Upeksha Thabrew; Nicole Niedermüller → Luna Paz; Cora Piantoni → Anna Holzscheiter; Reartikulacija → Kontekst Galerija; Chris Regn → Kate Henderson, Eva Kietzmann; Eva Schuhmacher → Eva Hug; Tove Soiland → Birge Krondorfer; Mirjam Wirz → Iván Guzmán de Rojas; Shalini Randeria → Achyut Yagnik, u.a.

Filme
Bleiben Sie bitte am Staatsapparat! Queerfeministische und postkoloniale Disidentifikationen rund um Autonomie und Arbeit.
Eine Filmauswahl von Frederikke Hansen:
Judith F. Baca mit The Social and Public Art Resource Center (SPARC), Lizzie Borden, Nao Bustamante (mit Miguel Calderon), Nicoline van Harskamp, Paola Melchiori, Karin Michalski & Sabina Baumann, Alanis Obomsawin, Jennifer Parker & Tina Takemoto, Dolly Parton, Eman Abu Rajab (mit Balata Film Collective)

Radio
Radio LoRa: Distributionsapparat Gemeinschaftsradio

Zeitschriften
Medien feministischer Kritik, ein aktuelles Archiv

24/7: Open Desktop. A Participative Workspace.
Projekt von: Valérie Anex, Kasia Boron, Giulia Cilla, Cecilia Cardoso Rodriguez, Gaël Lugaz, Urduja Manaoag, Eva May, Laura von Niederhäusern, Danaë Panchaud, Jean-Marie Reynier, María Sánchez García.
Studiengang CCC (Critical Curatorial Cybermedia), Geneva University of Art and Design

Archive
Bildpolitiken – Notizen zur Geschichte der Frauenbewegung

Symposium
Eine Gedankenskizze – Mit einem Symposium beschliesst die Shedhalle am 6./7. Juni 2008 die Reihe Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen.


Work to do!
Die dritte Thematische Projektreihe Work to do! setzt sich mit den Dynamiken, emanzipatorischen Momenten und Selbstermächtigungspotentialen sowie den Paradoxien und Problemen von Selbstorganisation auseinander. Ausgangspunkt der Recherchen und Projekte waren die Beschäftigung mit dem Wandel von Arbeitsverhältnissen und ihren Organisationsstrukturen sowie der Kontext Zürich selbst. Gemeinsam mit den an der Reihe teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern wurden Projekte entwickelt, die sich in verschiedenen Etappen über den Zeitraum eines Jahres fortgesetzt haben und eine grössere Nachhaltigkeit und Öffentlichkeit ermöglichen sollen. Weiterentwicklungen werden in einer Sektion dieser Ausstellung mitverfolgbar sein.




Zwischen den Stühlen

– oder über die Notwendigkeit über neue Ansätze von Kulturförderung nachzudenken (ein nicht geforderter Abschlussbericht)
Sønke Gau und Katharina Schlieben

Die Projektreihe Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen war einerseits der Versuch Dynamiken, emanzipatorische Momente und Selbstermächtigungspotentiale zu untersuchen sowie sich andererseits mit den Paradoxien und Problemen von Selbstorganisationskonzepten auseinander zu setzen. Neben verschiedenen Gesprächsformaten (vgl. den Text in der letzen Ausgabe der Shedhalle Zeitung), die als ‹öffentliche Recherche› durchgeführt wurden, standen vor allen Dingen die künstlerischen Projektrealisationen im Vordergrund. Die Ausgangsüberlegung war, sich über den gesamten Zeitraum der Projektreihe in enger Zusammenarbeit mit den teilnehmenden KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen auf die Entwicklung und Realisierung von sieben unfangreichen Arbeiten zu beschränken. Die projektinhärenten Dynamiken und Notwendigkeiten sollten dabei das Tempo vorgeben, um verschiedene (Teil-) Öffentlichkeiten und eine Nachhaltigkeit der Arbeit zu ermöglichen. Die TeilnehmerInnen und das interessierte Publikum hatten die Möglichkeit den Fortgang der Projekte mitzugestalten oder zumindest mitzuverfolgen, da Zwischenstände vorgestellt und diskutiert wurden. Dieser Ansatz einer ‹produktiven Langsamkeit› bedeutete für alle Beteiligten nicht weniger Arbeit, sondern tatsächlich einen erheblichen Mehraufwand. Nachdem einige Projekte mittlerweile abgeschlossen wurden und andere nach wie vor weiterlaufen, möchten wir an dieser Stelle versuchen ein erstes Resümee zu ziehen. Ein wichtiger Schwerpunkt wird dabei auf einer Reflexion über die eigenen institutionellen Rahmenbedingungen liegen. Diese verstehen wir dabei einerseits als exemplarisch speziell für die Situation von kleinen und mittleren Institutionen mit einem engagierten Programm und kleinem Budget, die eine enge Zusammenarbeit mit KünstlerInnen favorisieren und sich als Ort für transdisziplinäre Wissensproduktion verstehen, wie auch andererseits allgemeiner für die Bedingungen unter denen heute Recherche basierte, partizipative, gesellschaftsrelevante und kontextbezogene Kunstproduktion stattfindet.

Während der Kunstmarkt boomt und einige wenige KünstlerInnen durch ihre Teilnahme an dem Marktgeschehen sogar Geld verdienen, interessieren uns bei diesen Überlegungen Praxen, die in erster Linie keine verkäuflichen ‹Produkte› herstellen, sondern immaterielle Werte – oft im Sinne von Wissens- oder Inhaltsproduktion, Austausch oder von temporären Interventionen – erzeugen. Die oft beschriebene Wissensgesellschaft, der Hype um künstlerische Forschung (die häufig aber leider nur Kunst UND Forschung meint) und die Förderung der Creative Industries als Standortfaktor stellen dabei keinesfalls die notwendigen Grundvoraussetzungen zur Verfügung – vielmehr erscheint es uns so als würden die oben erwähnten Praxen und die Institutionen, die sich bemühen sie zu unterstützen, nach wie vor und sogar zunehmend ‹zwischen den Stühlen sitzen›. Wir haben Zwischenräume zwar in vielen Fällen als produktiv beschrieben und verstehen diese im Sinne einer Nichtkategorisierbarkeit, die andere Spielräume zulässt, nach wie vor so – in dem konkreten Fall der Frage nach der Finanzierbarkeit solcher künstlerischen Projekte, haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel der Versuch die neoliberale Vereinnahmung von Momenten der Selbstorganisation kritisch zu hinterfragen vor dem Hintergrund unserer institutionellen Rahmenbedingungen leider auch zur Re-Produktion von prekären Arbeitsverhältnissen führt. Uns ist bewusst, dass die Shedhalle finanziell besser ausgestattet ist als kleinere Institutionen, Projekträume und selbst organisierte Initiativen und vor allen Dingen als die Mehrzahl von KünstlerInnen, trotzdem denken wir, dass es notwendig ist über andere Ansätze von Kulturförderung nachzudenken, die nicht werk- und spartenorientiert sind.

Während in der Schweiz das British Council seine Förderung von bildender Kunst eingestellt hat und das Bundesamt für Kultur statt wie bisher einer ‹Giesskannenförderung› vieler kleiner und mittlerer Institutionen in Zukunft die ‹beste Ausstellung des Jahres› prämieren möchte, fördert die Kulturstiftung des Bundes in Deutschland im Rahmen ihrer ‹offenen Förderung› seit August 2007 nur noch Projekte mit einer Mindestantragssumme von 50 000 Euro, die eine gesicherte Co-Finanzierung von 20 Prozent der Gesamtkosten nachweisen können. Das Bemühen der Förderinstitutionen um grössere Aufmerksamkeit und breitenwirksame Sichtbarkeit in medialverstärkten Öffentlichkeiten bewirkt zunehmend Probleme für die Realisierung von Projekten kleinerer Gruppen, Initiativen und Institutionen abseits des Mainstreams. Der aktuelle Wechsel der Förderungspolitik hin zur mehr Massenkompatibilität vollzieht sich zusätzlich zu einem Zeitpunkt, an dem viele andere Stiftungen und öffentliche Geldgeber nach wie vor in erster Linie den Transport von fertigen KunstWERKEN sowie die Reisekosten der dazugehörigen KünstlerInnen zu den entsprechenden Vernissagen finanziell unterstützen. Die Frage nach KünstlerInnenhonoraren und Produktionskosten bleibt weiterhin unbeantwortet und verschärft sich in ihrer Dringlichkeit.

Der bereits angesprochene Boom des Kunstmarktes, von dem in erster Linie aber wenige Global Player, KunsthändlerInnen, Aktionshäuser, Galerien und einige ‹StarkünstlerInnen› profitieren sowie der mediale Hype um Mega-Kunstevents, Glamour und gesellschaftliche Ereignisse wie internationalen Messen und deren Partys verstellen den Blick auf die grundsätzlichen strukturellen Probleme von künstlerischen/kulturellen Projekten und den daran beteiligten Personen, die abseits dieses Geschehens agieren. Vor diesem Hintergrund erscheinen Konferenzen wie zum Beispiel Kunst Werte Gesellschaft, einer «Tagung zur aktuellen Bedeutung von non-profit Kunstinstitutionen», welche von der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV) und der Akademie der Künste im Frühsommer diesen Jahres in Berlin organisiert wurde, ein wenig wie das sprichwörtliche Handeln des ‹von der Schlange hypnotisierten Kaninchens›, indem viele Rede- und Diskussionsbeiträge erstaunlich umfangreich und scheinbar notgedrungen das ‹Schreckgespenst Kunstmarkt› thematisierten. Dabei stellt sich die Frage, ob es nicht mindestens genauso notwendig, wenn nicht wichtiger wäre, den Kunstmarkt für eine kurze Zeit auszublenden, um sich auf die Rahmen- und Produktionsbedingungen von Kunstprojekten zu konzentrieren, welche Strategien von gesellschaftsrelevanter Inhaltsproduktion verfolgen, mit dem Wunsch von gesellschaftlichen (Teil-)Öffentlichkeiten rezipiert und VERhandelt und nicht in erster Linie vom Kunstmarkt GEhandelt zu werden.

Eine solche wünschenswerte Fokussierung erfordert von den am Kunstsystem Beteiligten, von Institutionen und insbesondere von Institutionen der Kunst- und Kulturförderung eine Analyse der Bedingungen und Methodologien von künstlerischen Arbeits- und Produktionsbedingungen sowie gleichzeitig ein selbstreflexives Experimentieren mit Strategien und Instrumenten, um produktive Fragen nach Möglichkeiten der Umsetzung und auch der Finanzierbarkeit solcher Praxen stellen zu können. Solange aber bei vielen staatlichen und privaten Förderinstitutionen nicht einmal Honorare von KünstlerInnen für Neuproduktionen beantragt werden können, sondern anscheinend stillschweigend von einer zu einem späteren Zeitpunkt zu erwartenden Entlohnung und Anerkennung durch den Kunstmarkt ausgegangen wird – was wiederum zumindest teilweise eine Materialisierung des Projektes als verkäufliches ‹Produkt› voraussetzt und immaterielle, temporäre, interventive Projektformate ausgrenzt – wird eine vielstimmige Kunstproduktion, die mit verschiedensten Formaten und Strategien operiert, es weiterhin schwer haben realisiert zu werden und heterogene (Teil)-Öffentlichkeiten zu generieren.

Im Zuge der Antragsstellungen auf finanzielle Unterstützung für die künstlerischen Projekte im Rahmen der Projektreihe Work to do! hat sich gezeigt, dass viele der Schweizer Stiftungen nicht auf diese Art von Kunstproduktion vorbereitet sind oder darüber hinaus nur ein geringes Wissen über Fördernotwendigkeiten von immaterielleren, recherche-, kommunikations-, und kontextorientierten sowie spartenübergreifenden Praxen haben. Enge Werkdefinitionen, starre Förderkategorien und festgelegte Zeitrhythmen, welche für Produktionen kategorisch vorausgesetzt werden, formulieren und verfestigen Auswahlkriterien für Förderung von Projekten und damit indirekt auch für deren Möglichkeiten zur Realisierung und deren öffentlicher Wahrnehmbarkeit. Andere Formen von Kunstproduktion, welchen nicht dem vorgegebenen starren Kriterienkatalog entsprechen, fallen durch das Raster. Eine solche Regulierung, bzw. Einschränkung, steht konträr zu Projekten von KünstlerInnen und Programmen von Projekträumen, Institutionen und Initiativen, die Öffentlichkeit(EN) nicht als gegeben voraussetzen, sondern sie erst durch kontroverse Diskussionen generieren möchten. Dieses Verständnis von Öffentlichkeiten als konfliktuelle Zonen, geht davon aus, dass ‹öffentliche Räume› (und damit im besten Fall auch Kunsträume) nicht als geschlossene Einheit zu verstehen sind, sondern als fragmentierte Räume, die in einem relationalen Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen Räumen stehen und von Interessenskonflikten verschiedener gesellschaftlicher Gruppen durchzogen sind. Im Vordergrund steht dabei nicht der Versuch einen Konsens zu schaffen, sondern durch künstlerische Projekte Wissen und Inhalte zur Diskussion zu stellen.

In gewisser Weise scheint es auf Grund des unterschiedlichen Verständnisses von ‹öffentlichem Raum›, bzw. konkreter auf Grund eines unterschiedlichen Verständnisses von ‹förderungswürdiger› Kunstpraxis gegenwärtig eine Wissens- und Kommunikationslücke zwischen KünstlerInnen und den Institutionen, die der oben genannte Praxisbegriff interessiert, und den Förderorganen bzw. -institutionen zu geben.

In diesem Zusammenhang möchten wir unter anderem diese unterschiedlichen Verständnisse und die dahinter stehenden Interessen als Anlass nehmen, um sie zur Diskussion zu stellen und für die damit verbundenen Fragen eine Öffentlichkeit zu generieren. An Hand von Beispielen der im Rahmen der Projektreihe Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen entwickelten künstlerischen Projekte, die teilweise abgeschlossen und teilweise noch weiterentwickelt werden, möchten wir versuchen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten die dahinter stehenden Praxen und Methodologien bieten, welche Schwierigkeiten bei der Umsetzung entstanden sind und welche Notwendigkeiten sich aus unserer Perspektive für eine Kulturförderung daraus ableiten lassen könnten.

Die Arbeit der schwedischen Künstlerin Saskia Holmkvist Internship in Private beschäftigt sich mit der Frage nach Arbeitsbedingungen von PraktikantInnen im Kunstsystem. Die Künstlerin initiierte eine ‹Therapie›, die zu Gesprächen zwischen einem Psychoanalytiker, ehemaligen Shedhalle-PraktikantInnen der letzten Jahre und den derzeitigen KuratorInnen der Shedhalle führte. Die an dem Gespräch beteiligten Personen beschreiben in den Sitzungen, bzw. in dem parallel produzierten Video dieser Zusammentreffen, aus persönlicher Sicht den Umgang mit grösstenteils symbolischer Entlohnung, Ambitionen, Ängsten, kollektiven Arbeitsverständnissen und impliziten hierarchischen Verhältnissen in der Teamarbeit. In einem grösseren Zusammenhang verweist das Projekt auf die Frage nach der Entlohnung von PraktikantInnen in kleinen Kunstinstitutionen und -räumen, die oft gar nicht oder nur gering bezahlt werden können, ohne deren Mitarbeit aber kein engagiertes Programm umgesetzt werden kann. Für kleine und mittlere Institutionen gibt es so gut wie keine Möglichkeit für PraktikantInnen temporäre Gehälter zu beantragen, dies muss über die Basisfinanzierung der Institution erfolgen – was oft aus budgetären Gründen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist – und das obwohl in manchen Institutionen ein Praktikum durchaus einer Art Ausbildung mit und über zeitgenössische Kunst entsprechen kann. Die ‹Therapiesitzungen› wurden von einem interessierten Psychoanalytiker aus Engagement gratis abgehalten. Für einen üblichen Stundenlohn für 20 Therapiesitzungen hätte das kleine Produktionsbudget nicht ansatzweise ausgereicht. Eine Förderung von IASPIS (International Artists' Studio Program in Sweden) konnte zwar die Reisekosten der Künstlerin sowie Teile der Videoproduktion abdecken und die Shedhalle steuerte ein geringes Honorar bei – die realen Produktions- und Honorarkosten waren damit aber nicht abgedeckt und entsprechen nicht den Kosten, die letztlich im Budget erscheinen. Der Differenzbetrag ist dementsprechend durch freiwillige Arbeit geleistet worden (wie bei den anderen im Folgendem beschriebenen Projekten auch), die nicht entlohnt werden konnte. Das Projekt von Saskia Holmkvist untersucht am Beispiel der Shedhalle die Arbeitsbedingungen von PraktikantInnen an kleinen und mittleren Institutionen, die wesentlich das Kultursystem mittragen ohne entsprechend entlohnt werden zu können und möchte eine Diskussion darüber anregen.

Andreja Kulunčić thematisiert in ihrer Aktion 1 SFR = 1 STIMME die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sans-Papiers. Durch einen Aufruf an Sans-Papiers einen Schweizer Franken für die ‹Renovierung› des Bundeshauses zu spenden, möchte sie auf die paradoxale Situation der in der ‹Öffentlichkeit› unsichtbaren Sans-Papiers aufmerksam machen, die in, mit und für die Schweizer Gesellschaft arbeiten und somit täglich einen wichtigen Beitrag zur ‹Volkswirtschaft› und für soziale Belange der Allgemeinheit leisten. Trotzdem werden weder sie selbst noch ihr Beitrag öffentlich wahrgenommen oder gar anerkannt. Der Spendenaufruf und die Übergabe des gesammelten Geldbetrags an das Parlament als Beitrag an den Renovierungskosten des repräsentativen und ‹demokratischsten Gebäude› der Schweiz und damit an die Schweizer Gesellschaft, sind als Geste des Aufeinanderzugehens, die ein Gespräch sucht, zu verstehen. Durch Engagement, Selbstorganisation und Gratisarbeit der Sans-Papiers sowie der sich mit ihnen solidarisierenden Initiativen (in erster Line das SPAZ in Zürich als Mitträgerorganisation) konnte die Aktion verwirklicht werden. Das kroatische Kulturministerium finanzierte einen Teil der Reisekosten der Künstlerin und das BMU (Stiftung für Bevölkerung, Migration und Umwelt in Zürich) leistete einen Beitrag, um den ersten Flyer produzieren zu können. Die mediale Kampagne durch Zeitungsanzeigen, Eboardpräsentationen am Hauptbahnhof und Stadelhofen in Zürich, Kinospots und andere städtische Leuchtkästen konnte nur durch solidarisches Sponsoring und den persönlichen Einsatz einer gut vernetzten Kontaktperson aus dem Vorstand der Shedhalle ermöglicht werden. Die ‹normalen› Kosten betrügen ohne diese Unterstützung ein weitaus Vielfaches. Ohne dieses unentgeltliche Engagement der an dem Projekt Beteiligten, wäre es nicht durchführbar gewesen, da sich keine finanzielle Förderung für solch eine mediale Kampagne einer politischen Aktion finden liess. Eine mediale Sichtbarkeit solcher Projekte, die notwendig für die Generierung von Öffentlichkeiten ist, ist somit auf Kontakte angewiesen, die sich mit den Inhalten im erheblichen Mass solidarisieren, für sie engagieren und Sponsorings ermöglichen. Ein Grossteil der Kommunikationsarbeit für die notwendige Vernetzung wurde neben den involvierten Initiativen von dem Team der Shedhalle übernommen. Das Büro fungierte über den Zeitraum eines Jahrs neben Austellungskonzeptions- und Organisationstätigkeit als eine Art ‹Headquarter› der Vermittlung, Distribution und der Kommunikation. Getätigt wurde diese Arbeit neben den KuratorInnen teilweise Vollzeit von MitarbeiterInnen, AssistentInnen und PraktikantInnen. Eine solche politische Aktion, konzipiert von einer Künstlerin, die auf dem Modus von Selbstorganisation beruht, produziert weder transportfähige Werke noch verkäufliche Werte, die für den Kunstmarkt von Interesse sein könnten, noch kann sie auf Grund der inhaltlichen Ausrichtung und ihrer offenen Strukturentwicklung auf Unterstützung durch staatliche und/oder private Förderinstitutionen hoffen. Unterstützung konnte vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation lediglich von Solidarisierenden kommen. Dieses Projekt erforderte darüber hinaus Vermittlungstools für eine interessierte Teilöffentlichkeit. Perspektiven und Stimmen über die Aktion von Sans-Papiers, den politischen Ebenen, von AktivistInnen sowie den solidarischen Initiativen, Vereinen und Organisationen sowie von Kulturschaffenden wurden in einem Video zusammengetragen und mit einem ‹Nullbudget› realisiert. Auf der einen Seite leitet sich für uns aus diesem Projekt der dringliche Wunsch ab, dass Förderinstitutionen die Notwendigkeit einer finanziellen Unterstützung auch schwer kategorisierbarer Projekte mit ihren Prä- und Postproduktionsprozessen erkennen, was im Falle dieser Aktion eine prozessorientierte Produktion bedeutet. Die andere Seite ist die im Raum stehende notwendige Unterstützung von Kommunikationsmitteln – oder nennen wir sie Vermittlungstools – die solche Langzeitprozesse reflektieren und nicht zuletzt auch für ein Kunstpublikum diskursiv zugänglich machen.

Die Sammlung zu recycelnder Materialien des Baustoffzentrums in der Shedhalle (die über Monate als Lager-, Produktions- und Ausstellungsort in einem fungierte), die später in Form des Werdplatzpalais wieder aufgebaut wurde, um unter anderem als Treffpunkt und Diskussionsort zu fungieren, zeigt einen Recyclingkreislauf von Materialien, die von den BürgerInnen der Stadt Zürich weggeschmissen und damit als wertlos definiert wurden. Diese ‹wertlosen› Materialien wurden im Baustoffzentrum von den KünstlerInnen Folke Köbberling und Martin Kaltwasser im ersten Schritt gesammelt und sortiert und in einem nächsten Schritt für den Bau des Palais genutzt. Die Sichtbarmachung der Materialien sowie der mit ihnen verbundenen Geschichten und Orte, die Auskunft geben über die konkrete Situation in der Stadt, und der öffentliche Recyclingprozess führte dazu, dass sich engagierte Personen der städtischen Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) für das Projekt interessierten und sich für einen erneuten Aufbau der Materialien einsetzten, der schliesslich mit der Filiale Micafil realisiert wurde. Diese wurde durch die KünstlerInnen mit Kindern und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftszentrum Loogarten als Treffpunkt in der Micafil Siedlung in Altstetten in Zürich wieder aufgebaut. Diesmal mit Geldern der Stadt, die adäquate Honorare sichern konnten, während das Material des Baustoffzentrums in grossen Teilen von einem Praktikanten recherchiert und organisiert wurde und für den Aufbau des Werdplatzpalais lediglich ein Stundenlohn von nur wenigen Franken für die Bauhelfer zur Verfügung stand, da keine zusätzlichen Förderbeiträge gefunden werden konnten. Es ist wichtig diesen dreistufigen Recyclingprozess in seiner Dynamik und Abfolge als Langzeitprojekt aufzuzeigen und zu vermitteln, da die Gefahr besteht, dass ansonsten trotz der guten Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum zum Ende der Produktionskette ein Bild entstehen könnte, das die notwendigen, vorher erfolgten Produktions- und Erarbeitungsprozesse nicht mit einbezieht oder sogar in der medialen und ‹öffentlichen› Wahrnehmung verdrängt. Neben dieser Problematik bleibt jedoch festzuhalten, dass im Rahmen des Projektes, seiner Erarbeitung und Umsetzung, sowie der produktiven Diskussion mit Beteiligten der Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum erkannt werden konnte, dass in Zukunft der administrative Hürdenweg (ein nicht unwesentlicher Teil der Arbeit am Projekt war das Genehmigungsverfahren) für Kunstprojekte im städtischen Raum vereinfacht werden sollte.

Andrea Knobloch hat das Projekt Zürich rührt sich entwickelt. Ein Marionettentheaterstück über ProtagonistInnen aus Zürich, die emanzipative Bewegungskonzepte als körperliche Aktivität im Raum parallel zum Wandel der Produktionsbedingungen im 20. Jahrhundert entwickelt haben. Eine künstlerische Arbeit, die Fragen der Emanzipation, des Urbanismus und der Bewegungslehre zusammenbringt. Ein Stück für ZücherInnen über ZüricherInnen, das in Zürich an den Orten, an welchen die ProtagonistInnen gewirkt haben aufgeführt werden soll. Derzeit sind Dramaturgie, Puppenregie, eine Marionettenpuppenspezialistin, verschiedene Rechercheassistenzen sowie die Künstlerin in das Projekt involviert. Das Projekt wurde bisher von fast allen Förderinstitutionen in Bezugnahme auf die von ihnen aufgestellten starren Kategorien als nicht förderbar eingestuft: Von Institutionen der bildenden Kunst mit der Begründung, dass es nicht in die zeitgenössische bildende Kunst gehöre; Förderinstitutionen die auf Unterstützung von Theaterprojekten ausgerichtet sind fanden wiederum keinen Zugang, da es aus ihrer Perspektive zu sehr aus einer bildnerischen künstlerischen Perspektive heraus entworfen wurde. Der spartenorientierte Ansatz der Förderlandschaft macht es schwierig bis unmöglich ein solches Projekt, das Honorarkosten für die Beteiligten aus verschiedenen Disziplinen benötigt, zu finanzieren und in seiner letzten Phase zu realisieren damit es zu den Aufführungen in Zürich kommen kann. Ein Interesse an kollektiven transdisziplinären Praxen, die versuchen aus den jeweils anderen Praxen zu lernen und mit ihren Methoden in einer anderen Verschränktheit modifizierte Ansätze zu finden, scheint nicht auf Interesse zu stossen auch wenn das Stichwort des ‹Transdisziplinären› nur allzu gerne in den Mund genommen wird oder sogar in Förderstatuten auftaucht. Darüber hinaus wäre ein verstärkt lokales Interesse Zürcher Förderinstitutionen entscheidend, damit es wie vorgesehen in der Stadt Zürich zu einer Prämiere von Zürich rührt sich kommen kann.

Das Flash Institut ist eine von Mirjam Wirz in Vilnius neu gegründete und selbst organisierte Initiative. Dieses Institut versucht Wege des Austauschs zu finden und Orte der Begegnung zum Beispiel durch so genannte Flash Bars zu schaffen oder durch ‹Delegationsreisen› mit KollegInnen zu organisieren. Im Prinzip eine Art Parallelstruktur des Austauschs, die über Förderinstitutionen nicht finanziert werden kann. Im Rahmen von Work to do! konnte die erste Zeitung des Instituts herausgebracht werden, welche für die Kommunikation und Sichtbarkeit des Instituts von Bedeutung ist. Zwar konnte die Dependance von Pro Helvetia in Warschau mit einem kleinen Beitrag die Druckkosten mitfinanzieren, allerdings nur darauf basierend, dass Mirjam Wirz als Schweizer Künstlerin definiert werden konnte, obwohl sie seit Jahren in Vilnius aktiv arbeitet. Weitere Ideen eine Parallelstruktur des Austauschs zu schaffen, wären zum Beispiel eine Art Wohnungs- oder WG-Zimmeraustausch, der informell und weniger aufwendig realisiert werden könnte als durch bestehende Förderinstitutionen. Eine Auseinandersetzung über transnationale Förderkonzepte, die nicht rückorientiert an eine Nationalstaatlichkeit gebunden sind, ist hier notwendig.

In grossen Teilen der Gesellschaft und nicht zuletzt auch im Kunst- und Kultursystem wird der grassierende Mangel an Zeit und Geld sowie die daraus resultierenden prekären Arbeitsbedingungen von vielen der Involvierten zunehmend als Druck empfunden. ‹Der Kulturschaffende› ist nichtsdestotrotz auf Grund seiner flexiblen, selbst organisierten, mobilen und engagierten Tätigkeit aus neoliberaler Perspektive zu einem Rollenmodell des ‹unternehmerischen Selbst› aufgestiegen. Kreativität ist gefragt wie nie und am liebsten, wenn sie zu verkäuflichen Produkten führt oder der Stadtimageproduktion dienlich ist. Effizienz- und Optimierungsparadigmen verbinden sich mit dem ‹kreativen Imperativ› zu gesteigerten Ansprüchen an die ‹Human Resources›. ‹Verschwendung› ist in diesem System nicht vorgesehen und in der Regel daher auch mit negativen Assoziationen verbunden. Die KünstlerInnengruppe RELAX (chiarenza & hauser & co) dagegen verstehen den Begriff positiv: «Sich Zeit lassen, Grosszügigkeit, Überschüsse aller Art, Verschwendung, Zeitverlust und Energiedefizite sind alltäglich und Teil von WASTE.» WASTE war ein gebautes Raummodell (in) der Shedhalle. Schon von weitem zeigte eine leere Leuchtreklame reichlich bestückt mit Energie verschwendenden Glühbirnen an, dass an diesem Ort nicht gespart wird. Der Raum selbst war bis auf ein Sofa leer und somit ideal um Zeit zu verschwenden. Beworben wurde der Besuch von WASTE als Einladung in Form einer vom Format her üblichen Anzeige im ‹Kadermarkt› einiger überregionaler Zeitungen in der Schweiz. Eine breiter gestreute Werbekampagne liess sich leider nicht finanzieren – was für eine Verschwendung.

Das mehrteilige Projekt Lenas Geister der KünstlerInnengruppe bankleer kreiste um Reflexionen zum Utopiebegriff, bzw. um die gesellschaftlichen Relevanz von Utopien und welche Möglichkeiten es heute – nach dem Wegfall der grossen gesellschaftlichen Gegenentwürfe – gibt, im Alltag an Alternativen jenseits des Mainstreams zu erarbeiten und diese zu leben. Bereits der erste Teil des Projektes, eine vielschichtige Videoinstallation, stellte einen Bezug zu den sozialutopischen Bewegungen um 1900 auf dem Monte Verità her. In einem zweiten Abschnitt wurden ‹SpezialistInnen› und andere TeilnehmerInnen zu einem Erfahrungsaustausch und Selbstversuch eingeladen. Auf einer gemeinsamen Bergwanderung wurden «eigene Utopien, Formen von Selbstorganisation und damit verbundene Praktiken reflektiert, um eventuelle Pläne zu entwickeln». Ursprünglich sollte dieser Workshop über einen längeren Zeitraum auf dem Monte Verità stattfinden. Der Ort, der einmal als «Anfang einer Gegenkultur» bezeichnet wurde, beherbergt heute das Centro Stefano Franscini (CSF), das internationale Konferenzzentrum der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. So begrüssenswert auf der einen Seite ein internationales akademisches Konferenzzentrum ist, so fehlen auf der anderen Seite (in der Schweiz) Orte, welche als Treffpunkte die Möglichkeit für informellere Workshops bieten würden, deren Belegung flexibler und auch mit einem kleineren Budget handhabbar wären. Insgesamt zeigt sich aus unserer Erfahrung, dass Förderinstitutionen oftmals keine diskursiven Veranstaltungen und Strategien als Teil einer künstlerischen Arbeit fördern, da sie als zusätzliches Rahmenprogramm verstanden werden und nicht als inhärenter Bestandteil einer künstlerischen Praxis, welche nicht ein Werk, sondern Diskussionen, Austausch sowie Wissen- und Inhaltsproduktion ins Zentrum stellt. 

Alle Projekte zeigen in ihrem Inhalt als auch in ihrer gewählten Methodologie und Performanz, Versuche von alternativen Dynamiken und Ökonomien des gesellschaftlichen Austauschs auf, die in öffentliche Sphären – und zwar in ihre zum Teil nicht ausgesprochenen konfliktuellen Grenzräume – nachhaltig rückwirken und zur weiteren Diskussion anregen möchten. Dieser Beitrag, den die KünstlerInnen hier leisten möchten, kann nicht über den Kunstmarkt honoriert werden, sondern muss an früherer Stelle umfangreicher finanziell unterstützt werden, damit die Langzeitprojekte ihre Wirkkraft und Nachhaltigkeit entfalten können. Die erwähnten Projekte konnten mit einer Unterstützung von etwa 10% der eigentlich notwendig gewesenen Projektkosten über die Shedhalle (im Rahmen der vom Basisbudget vorgegebenen Möglichkeiten) oder andere Förderinstitutionen finanziert werden, die restlichen 90 % wurden durch freiwillige, solidarische Arbeit und Unterstützung abgedeckt, die in den Projektbudgets nicht erscheint. Das zu Anfang angesprochene ‹viel mehr› nicht nur an Arbeit, auch an Finanzierung und an Engagement kann in seiner ganzen Summe nur schwer deutlich gemacht werden, so dass die grosse Lücke zwischen tatsächlich vorhandenen und eigentlich notwendigen Budget an dieser Stelle nur exemplarisch und punktuell transparent gemacht werden kann.

Kuratorisch muss an Ausstellungsprojekten und -formaten weitergearbeitet werden, die Langzeitprojekte und ‹Zwischenstände› vermitteln und Möglichkeiten zur Teilnahme erkennen lassen; ebenso ist ein Wissen und Verständnis um prozessorientierte Projekte von Seiten der BesucherInnen notwendig. Für diese Arbeit, die sich auf Vermittlung, Fragen der Präsentation und der Wissensproduktion bezieht, sind Gelder notwendig. Der Werkbegriff entfaltet sich hier in einen Praxisbegriff, der Prä- und Postproduktion genauso wie reflexive Vermittlungstools mit einschliesst und eine Archivierung und Distribution dieser in Folge wiederum mit sich bringt. In diesem Zusammenhang wollen wir nur kurz auch an die Gesprächsformate (Besuche bei selbst organisierten Initiativen in Zürich, Dialogische Gesprächsreihe mit Akteurinnen aus feministischer Theorie und Praxis über Arbeitsbedingungen und die Skypemeetings) erinnern, die wir parallel und teilweise eng verzahnt mit den Projektdynamiken in der Reihe Work to do! unternommen haben.

Dieser Text entspricht einer Art Abschlussbericht, der von vielen Förderinstitutionen nach Abschluss eines Projektes verlangt wird. In diesem Fall wurde er nicht verlangt, da Förderungen nur im kleinen Rahmen vorhanden waren – aber eben dieser Umstand verlangt nach ‹more work to do!›: Ein Dialog mit Förderinstitutionen – nicht nur, aber in unserem Fall vor allen Dingen in der Schweiz – scheint notwendig, um Wissen über die Bedingungen solcher Projektproduktionen genauso wie über deren Methodologien weiterzugeben, um andere Möglichkeiten der Förderung zu erreichen. Auch wenn die Kommunikationswege oft lang sind, wollen wir die Produktionsbedingungen, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten an dieser Stelle zumindest ansprechen und darlegen. Wir nehmen an, dass andere Projekträume und Institutionen ähnliche oder auch abweichende Erfahrungen gesammelt haben, und denken, dass es an der Zeit ist diese verstärkt zu artikulieren, damit mittelfristig die aus Sicht der projektorientierten Räume Notwendigkeit der Modifikation von Förderstatuten im konstruktiven Dialog mit den betreffenden Stellen vorangetrieben werden kann. Konkret sehen wir diese in Bezug auf:

  • Honorarpolitik gegenüber KünstlerInnen
  • Produktionskosten, einschliesslich Prä- und Postproduktionskosten sowie der angesprochenen Reflexions- und Vermittlungstools
  • langzeitorientierte Projektdynamiken
  • Möglichkeiten kollektiver Arbeitsweisen
  • transdisziplinäre Ansätze
  • Recherchefinanzierungen
  • Möglichkeiten der transnationalen Zusammenarbeit und des Austauschs
  • Diskursive Programme nicht als Rahmenprogramme zu definieren, sondern sie als Teil der Wissens- und Projektproduktionen mit anzuerkennen



Weitere Informationen finden Sie unter: www.shedhalle.ch