Nina Katchadourian
Accent Elimination, Six Channel Video, 2005
Meine im Ausland geborenen Eltern, die seit über 40 Jahren in den Vereinten Staaten leben, haben beide deutliche aber schwer zu verortende Akzente, die ich nie korrekt habe imitieren können (und die ich auch nicht übernommen habe.). Inspiriert von Postern, die Kurse für „Akzent-Eliminierung“ anpriesen, habe ich mit meinen Eltern und dem professionellen Sprachtrainer Sam Chwat über Wochen hinweg intensiv daran gearbeitet, die Akzente meiner Eltern zu „neutralisieren“ und sie dann selbst zu erlernen. Die Existenz solcher Kurse verweist auf die Komplexität von Assimilation und Selbstbild und auf den komplizierten Balanceakt zwischen dem Wunsch, die Merkmale der eigenen Kultur zu bewahren, sie aber auf der anderen Seite zu minimieren, um weniger fremd zu wirken. Im Video kämpfen meine Eltern und ich damit, das so Naheliegende, aber auch so schwer Erfassbare, zu hören und zu imitieren. Der Akzent wird sehr wörtlich genommen, wie ein Erbstück, und das Projekt illustriert den sehr ungelenken Versuch, das so flüchtige, und letztlich kulturell determinierte, Attribut zu überschreiten. Die Arbeit besteht aus sechs Kanälen, wobei die vorderen „sprechenden“ Monitore eine synchronisierte Unterhaltung zeigen, die von meinen Eltern stammt zuerst in unseren natürlichen Akzenten, dann in unseren „vertauschten“ Akzenten. Der Mittelteil besteht aus Mitschnitten unserer Übungsstunden in meinem Atelier und wurde so zusammengestellt, dass sich Spiele mit den Mustern und Wiederholungen verschiedener Wörter ergeben. Drei weitere Monitore zeigen Aufnahmen unserer Stunden mit Sam Chwat in seiner Praxis.
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