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Naeem Mohaiemen: Live True Life or Die Trying, 2009

Die Bilder und Texte des in Dhaka und New York lebenden Künstlers und Schriftstellers führen auf einer globalen Ebene ins Thema der Ausstellung ein und bringen die aktuelle Entwicklung politischer Gemeinschaften an einem selbst erlebten Beispiel in Bangladesch zur Sprache. Naeem Mohaiemen fotografierte zwei Kundgebungen, die zufälligerweise am selben Tag anfangs 2009 in Dhaka stattfanden. Bei der einen handelt es sich um den alljährlichen Auftritt einer linken StudentInnengruppe, an dessen Ende das Abbild einer Bombe verbrannt wird, bei der anderen, von einer der vielen neuen Islamisten-Vereinigungen organisiert, um einen Aufruf, Bangladeschs UN-Friedenssoldaten aus dem Irak abzuziehen. In den Texten räsoniert der Künstler darüber, dass die Fundamentalisten, über deren Auftritte die Linke vor Jahren nur müde lächelte, heute mit ähnlich scharfen Argumenten und Feindbildern operieren und sich im Gegensatz zu letzterer eines ungleich grösseren Zulaufs und breiter Abstützung in der Bevölkerung erfreuen kann. Die starke Polizeipräsenz bei dieser Kundgebung deutet darauf hin, dass auch der Staat diese Seite unterstützt. Mohaiemen beschreibt, wie er kraft seiner Sympathie zur Gemeinschaft der studentischen Linken gestalterisch versucht, diese stärker ins Bild zu rücken, damit sie der Intensität der islamistischen Kundgebung visuell standhielten. Das sich abzeichnende Scheitern der Geschichte der Linken und die subtile Transformation in ihre Widerparts wird mit den Mitteln der Kunst gewissermassen aufzuhalten und zu bannen gesucht. Dies gelingt vor allem auch durch die essayistische Strategie, die dieser Fotoinstallation zu Grunde liegt: Sie verknüpft Dokumentarismus und Subjektivität, Poesie und Theorie zu einem widersprüchlichen Amalgam, das die Lücken der Geopolitik aufreisst statt sie zu kitten.

http://www.cueartfoundation.org/naeem-mohaiemen.html
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