archiv

2009 : 2008 : 2007 : 2006 : 2005 : 2004 : 2003 : 2002 : 2001 : 2000 : 1999 : 1998 : 1997 : 1996 : 1995 : 1994


programmthematische reihekünstlerInnen

konzept : künstlerInnen

Stefan Römer

Die gespielte Kunstkritik (Tomorrow is another day), Video auf DVD, 6.20 min, 1996

Rikrit Tiravanija erhielt den Kunstpreis einer Kölner Versicherung, womit eine Studioresidenz und die Ausstellung ohne Titel. (Tomorrow is another day) im Kölnischen Kunstverein verbunden war. Anlässlich seiner Ausstellung im Kölnischen Kunstverein entwickelte sich eine meist positive Rezeption. In der Pressemitteilung wurde behauptet, dass der Kunstverein 24 Stunden öffentlich zugänglich sei. Dies war nachweislich nicht der Fall. Die reale Situation von Ausschlüssen und Öffnungszeitenbegrenzungen wurde im allgemeinen Partynebel der 90er nirgends analysiert. Da es sich auch bei anderen Aspekten der Ausstellung nur um Behauptungen handelte, die sich in der Ausstellung nicht einlösten oder die sogar widersprüchlich waren, formulierten wir mit dem Video ein kritisches Statement.

Mediale Strategie: Wir beabsichtigten nicht, die Bilder der Kunstvereinsausstellung zu reproduzieren, deshalb drehten wir diese fiktive Diskussion in einer Ästhetik des epischen Theaters, bei der die Schauspieler direkt in die Kamera sprechen, das Publikum also direkt konfrontieren. Dies wurde vor allem von italienischen Neorealisten wie De Sica oder De Santis angewandt: Man zielte auf eine inhaltliche Dramatisierung, indem der filmische Illusionismus durchbrochen wurde, um die Zuschauer zu agitieren. Außerdem standen für unsere Einstellung bestimmte Diskussionssequenzen wie in Fassbinders Die Niklashauser Fart (1970) und Antonionis Zabriski Point (1970) Pate. Die Szene wurde an einem signifikanten Ort Kölner Fehlplanung realisiert.

Schauspieler: Annette Weisser, Markus Summerer, Stefan Römer; im Hintergrund die Gruppe Stoffwechsel aus Mannheim.
Kamera: Stephan Dillemuth
Skript: Stefan Römer[1]


[1] Kontext:

Das Videokollektiv N-TV produzierte in Köln 1993-95 mehrere Videosampler. In der Wohnung von Stephan Dillemuth trafen sich unterschiedliche KulturarbeiterInnen, um Videos zu schauen und zu diskutieren. Die selbst produzierten Videosampler wurden auf VHS-Bändern an befreundete Gruppen in Berlin, Hamburg, Wien und Zürich gesendet. Die von anderen Videogruppen erhaltenen Bänder präsentierte man im Austausch mit den eigenen in Bars und Galerien.




zurück zu künstlerInnen übersicht