Folke Köbberling und Martin Kaltwasser
BAUSTOFFZENTRUM eine Sammlung Zürcher Ressourcen, gesichtet und gesichert
von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, für einen innerstädtischen Satelliten der Shedhalle. (2007)
Für den Auftakt der Thematischen Projektreihe haben wir Folke Köbberling und Martin Kaltwasser eingeladen. Der Titel ihrer neuen Arbeit Baustoffzentrum eine Sammlung Zürcher Ressourcen, gesichtet und gesichert von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, für einen innerstädtischen Satellit der Shedhalle beschreibt bereits einen Teil der Motivationen und des Planungs-, bzw. Entstehungsprozesses. Für ihrer Projekte nutzen sie die „Stadt als Rescource“ und greifen auf Materialien zurück, die sie im städtischen Raum zum Beispiel in Containern oder auf Baustellen finden. Die Fundstücke werden in einem Materiallager sortiert und öffentlich gemacht ehe in einem zweiten Schritt aus ihnen ein Haus gebaut wird.
KÜNSTLERISCHE PRAXIS
Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, leben und arbeiten in Berlin
Der Schwerpunkt unserer gemeinsamen künstlerischen Arbeit ist seit 1998 der städtische Raum als künstlerisches Experimentierfeld zu den Themen Öffentlichkeit, Überwachung, Illegalität und Selbstorganisation. Bis heute realisieren wir Installationen, Ausstellungen und Interventionen im städtischen Raum, mit denen wir versuchen, städtisches Leben im Zeichen von Privatisierung und Ökonomisierung kritisch zu hinterfragen, mit Beispielen von temporären Nutzungen und informellen Methoden praktikabel umzuformen und Möglichkeiten zur Belebung und Wiederaneignung aufzuzeigen.
Das, was wir als „Ressource Stadt“ bezeichnen, ist das Erkennen des Werts von Regungen, Kommunikation, Auseinandersetzung, Überraschungsmomenten und der Qualität der freien Nutzung des urbanen öffentlichen Raums. Dies schliesst selbstverständlich auch das Hinterlassen von Gegenständen in diesem Raum mit ein. Dieses Erkennen, Anerkennen und Anwenden ist dem Widerstand der Befürworter und Handlanger der neoliberal gecleanten und unternehmerisch privatisierten Stadt und ordnungspolitischen Fanatikern ausgesetzt, die mit allen Mitteln die verschlungenen kreativen Orte, die Orte der Umsonst- und Schatten-Ökonomien und ihre sichtbaren städtebaulichen Ausprägungen ausmerzen wollen.
In der Shedhalle ist ein Baustoffzentrum entstanden. Wir haben weggeworfenes Baumaterial von Zürcher Baustellen zusammen getragen und diese ausgedienten Stücke geschichtet und sortiert, wie in einem professionellen Baumarkt. Im Herbst soll aus den Materialien des Baustoffzentrums ein innerstädtischer Satellit der Shedhalle in Zürich gebaut werden.
Ein Satellit für die Shedhalle
Im Februar 2007 sammelten wir im gesamten Zürcher Stadtgebiet Umsonstmaterialien, die wir sortierten und stapelten und in den 18 Regalen unseres Baustoffzentrums für die ZürcherInnen sichtbar machten. Aus diesen Materialien entsteht jetzt ein Satellit der Shedhalle in Form eines Pavillons auf dem Zürcher Werdplatz in unmittelbarer Nähe des Restaurants Cooperativo. Form und Lage des Satelliten nehmen Bezug auf die Umgebung, indem er die vorhandenen Fusswege begleitet und viele Sitzmöglichkeiten bereithält. Der Satellit bildet ein Gegenüber zur hausnahen gastronomischen Aussenraummöblierung des Cooperativo, zum Cooperativo selbst und zu der bislang auf dem Platz einsam stehenden Sitzbank. Zu allen Seiten hin formt der Satellit den Platz neu, und bildet temporär einen für alle Bevölkerungsschichten offenen Mittelpunkt.
Der Satellit setzt sich aus vier Regalmodulen zusammen. Aus diesen wird ein zentraler Innenraum gebildet. Durch Versetzung der Regalmodule entsteht ein Überstand, der zwei in den Aussenraum ragende unterschiedlich zu nutzende Konstruktionen bildet, die als Projektionswand, Lager, Durchgang, Hängemattenaufhängung etc. genutzt werden können.
Abhängig von den Zürcher Fundmaterialien, die wir im Rahmen des Projekts gesammelt haben, werden die gestalterischen Elemente wie Fassade, Sitzmöglichkeiten und Podeste hergestellt sein. Diese Gestaltung wird ein eher ergebnisoffener Prozess sein. Einzelne Teile der Fassade, Podeste, Sitzbänke können sich demnach in den öffentlichen Raum erstrecken. Diese Teile werden wir während des Bauprozesses situationsbezogen festlegen und herstellen.
Projektentwicklung
Das Werdplatzpalais, der Veranstaltungsort der Shedhalle im Herbst / Winter 2007, wurde im Januar 2008 auf dem Werdplatz wieder abgebaut. Nun gelangt dieses Projekt in seine dritte Phase: Das gefundene Material, das zunächst in Zürich gesammelt und in der Shedhalle sortiert und gezeigt wurde, dann für den Bau des Werdplatzpalais genutzt wurde, hat neue InteressentInnen gefunden. Im Frühjahr / Sommer wurde das Material ein drittes Mal öffentlich gemacht und genutzt. Das Gemeinschaftszentrum Loogarten in Altstetten hat für und mit Kinder, Jugendliche und AnwohnerInnen gemeinsam im Dialog mit den KünstlerInnen ein weiteres Haus gebaut. Eine zusätzliche nutzbare Architektur für Kinder und Jugendliche ist entstanden: Filiale Mica?l Altstetten.
1.) BAUSTOFFZENTRUM eine Sammlung Zürcher Ressourcen, gesichtet und gesichert von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, für einen innerstädtischen Satelliten der Shedhalle (Frühling, 2007)
2.) Werdplatzpalais (Herbst - Winter 2007)
3.) Filiale Mica?l Altstetten (Seit Sommer 2008)
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