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Melissa Gordon (Berlin)
Genealogies / Duchess of Malfi

Melissa Gordon beschäftigt sich in der Malerei mit der Frage von Macht und Repräsentation. In der Ausstellung Lost & Found zeigt sie Ihre Arbeit „Genealogies“ und „Dutchess of Malfi“.

„Alle Themen, die ich benutze, drehen sich um bestimmte Geschichten und ich schaue mir an, auf welche Weise diese dargstellt oder benutzt worden sind. Daraus gewinne ich Indikatoren um abzustecken, welches Quellenmaterial ich mit welchen Gattungen oder historischen Stilen der Malerei zusammenbringen kann – mal passend, mal bewusst auch nicht. Das heisst, ich greife auf ein Original-Quellenmaterial zurück, nehme dabei aber eine inhaltliche Verlagerung vor. In meiner Arbeit geht es sehr viel um Inhaltsentscheidungen und um eine Wechselwirkung zwischen den Realitätsverweisen, auf die ich im Malprozess Einfluss nehme. Ich möchte gewissermaßen ermitteln, wie sich neue kritische Aussagen oder Blickwinkel entwickeln lassen.” (M.G., 2006)

„Genealogies“ ist eine Genealogie weiblicher Idole in der Popkultur, die Gordon über ein Schneeballverfahren unter befreundeten KünstlerInnen ermittelt hat. Diese haben ihr jeweils einen persönlich verfassten Text geschickt zu einem weiblichen Charakter, der Einfluss auf ihren künstlerischen Arbeitsprozess gehabt hat. Diesen Brief hat Gordon dann mit einem Gemälde illustriert, das auf dem beruht, was der Brief ihrer Meinung nach transportiert hat. Die Malerei stellt sie in einer Gruppierung, zusammen mit dem verfassten Text und der Abbildung einer Arbeit der jeweiligen KünstlerInnen aus. Auf diese Weise lässt sie durch bestimmte assoziative Prozesse, die in die Gruppierungen eingehen, eine Ebene der Entdeckungen entstehen.

„Das Projekt funktioniert als eine Plattform für ‚Bewusstseinsmobilisierung’, denn es ermutigt zur Selbstreflexion. Es entstand aus einer Grundfrage: Was würden Künstlerinnen als ihre eigene Kunstgeschichte definieren? Ich wollte in erster Linie eine Diskussion eröffnen. Die Briefe drehen sich nicht um Künstlerinnen, sondern um Charakterbilder von Begehren, Ruhm, Tragödie ... Die Briefe führen das Projekt aus einem Schürfen im Steinbruch der Geschichte heraus und münden in ein komplexeres Verständnis von „Charakter“. Die Arbeiten deuten auch auf die Macht dessen, was dargestellt ist, und das, was verloren oder vergessen wurde. Es gibt einen breiten kulturellen Bilderkonsens, der essentiell mit Machtstrukturen verknüpft ist.“ (M.G. 2006)

"Dear Donna"
Malerei, 180x160 cm
Aus der Serie
"Genealogies Part I+II", 2006


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